Neue Rollenbilder

Camille Marion

Hektik und Reisen im Privatjet: der Alltag von Film-, Musik-, Mode- oder Social-Media-Stars zeigt eine neue Normalität, die nicht mit der Klimakrise vereinbar ist.

Im vergangenen Februar verkündete die japanische Botschaft auf ihrem offiziellen X-Kanal: «Wenn Taylor Swift Tokio am Abend nach ihrem Konzert verlässt, müsste sie vor Beginn des Super Bowl in Las Vegas eintreffen.» Die Meldung sollte ihre Fans beruhigen: Die Sängerin würde sicherlich am Finale der American- Football-Meisterschaft anwesend sein, an dem ihr Freund und Football-Profi Travis Kelce teilnahm. Das Privatleben des Superstars wird ebenso intensiv verfolgt wie ihre Musikkarriere. Doch inmitten der weltweiten Begeisterung für die Sängerin gibt es auch kritische Stimmen.

Während das «Time Magazine» Taylor Swift zur Person des Jahres 2023 ernannte, verlieh ihr die britische Zeitung «Daily Mail» zum zweiten Jahr in Folge den weniger glanzvollen Titel des Stars mit dem grössten CO2-Fussabdruck. Als Besitzerin zweier Privatjets verursacht die Sängerin 1185-mal mehr CO₂ als ein durchschnittlicher Mensch.

Die Rolle von Promis

Die Stiftung myclimate hat den «Carbon Tracker» lanciert. Damit lassen sich Flugreisen von einflussreichen Persönlichkeiten nachverfolgen. Der «Carbon Tracker» basiert auf öffentlich zugänglichen Daten von Flug-Trackern, Konzert- oder Spielplänen sowie Social-Media-Beiträgen. Er hinterfragt Reisegewohnheiten kritisch und fordert die Promis als Kompensation zu einer Spende für Klimaschutzprojekte auf.

Im Ranking erscheinen Models, Künstlerinnen und Künstler der Musikindustrie, Filmstars, Athletinnen und Athleten sowie Influencerinnen und Influencer – viele Berufe, die häufiges Reisen erfordern. Warum also einen Lebensstil anprangern, der ganz offensichtlich vom Durchschnitt abweicht? Der Einfluss von Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens hat sich innert weniger Jahre verändert. Social Media gibt ihnen eine Plattform. Stars mit Millionen von Followerinnen und Followern auf Instagram oder TikTok schaffen so eine neue Vorstellung von Normalität.

Ihr übermässiger Konsum und ihre Hypermobilität wirken sich auf die Reisegewohnheiten der Allgemeinheit aus: Lange und häufige Reisen mit dem Flugzeug sind nicht mehr aussergewöhnlich und Instagram-Destinationen ertrinken unter einer Flut von Gästen.

Ermutigende Beispiele

Der Unterhaltungssektor kann aber auch zu Lösungen beitragen. Es gibt immer mehr Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens und Organisationen, die grosse Anstrengungen unternehmen und ihr (beruflich bedingtes) Reiseverhalten überdenken.

So hat die britische Band Coldplay beschlossen, den CO2-Ausstoss im Vergleich zur letzten Tournee um 50 Prozent zu senken. Für ihre Tournee im Jahr 2023 hat die französische Sängerin Pomme eine Carpooling-Plattform geschaffen, um die Anzahl Autos zu begrenzen, die zu ihren Konzerten fahren.

Im Sportbereich verzichten Athletinnen und Athleten auf Kosten ihrer Karriere darauf, mit dem Flugzeug an Wettkämpfe zu reisen. So der schwedische Biathlet Björn Ferry, der seit 2015 nicht mehr mit dem Flugzeug reist, oder die britische Läuferin Innes Fitzgerald, die nicht für die Weltmeisterschaften in Australien selektioniert werden wollte und nur mit Zug oder Bus reist. Im vergangenen Herbst hat die Rugby-Weltmeisterschaft in Frankreich gezeigt, dass auch Sportanlässe nachhaltiger durchgeführt werden können: Fast 80 Prozent der Reisen der Teams erfolgten mit dem Zug.

Mit diesen Initiativen übernehmen Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens und Eventveranstalter Verantwortung und sensibilisieren die Öffentlichkeit auf den ökologischen Notstand, ohne auf Unterhaltung zu verzichten – ein angemessenes Gleichgewicht, damit Sport und Kultur uns auch in Zukunft begeistern.

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