Die Limmat war schon immer da – egal, ob in Oberengstringen oder Zürich-Höngg, wo ich aufgewachsen bin. Und auch in Wettingen, wo ich heute lebe. Aber eben: Was einfach so vor der Haustür liegt, beachtet man ja bekanntlich kaum. Höchste Zeit also, den Fluss einmal abzuwandern, selbst wenn das Limmattal oberflächlich betrachtet nicht gerade der Inbegriff von bezaubernder Schönheit ist. Man denkt an Industrie, Eisenbahn, Kläranlagen, Autobahn und Einkaufszentren. An idyllische Natur schon weniger.
Die Limmat ist mit ihren 36 Kilometern zwischen Ausfluss aus dem Zürichsee und Mündung in die Aare bei Vogelsang-Turgi verhältnismässig kurz. Wir laufen die Strecke in zwei Etappen – einmal von Zürich nach Wettingen, dann von Wettingen zum Limmatspitz – und kürzen ein bisschen ab. So nehmen wir erst bei der Werdinsel in Zürich-Höngg den Weg zum Fluss. Im Sommer tummeln sich hier Hunderte von Badefreudigen. Auch auf der Limmat wimmelt es dann nur so von Gummibooten, die flussabwärts treiben.
Gut sind wir in der Nebensaison unterwegs. Anfangs begleiten uns Häuserfluchten, als wollten sie uns aus der Stadt treiben. Die Strecke scheint bei Zürcherinnen und Zürchern als Joggingstrecke hoch im Kurs zu stehen. Verständlich, denn schon bald befinden wir uns im Grünen und werden nur noch vom Rauschen des Wassers begleitet. Wir folgen dem Kloster-Fahr-Weg, Erinnerungen aus der Kindheit erwachen unwillkürlich. Bei der Hardwiese fanden (und finden seit 2020 wieder) Pferdeveranstaltungen statt, und beim Allmend-Areal gleich daneben bauten wir mit dem Lehrer ein Biotop. Es steht immer noch und scheint mittlerweile ein Hotspot für Amphibien und Insekten zu sein.