VCS zieht Bilanz der Stadtluft-Messung an fünf Standorten

Luftbelastung durch Stickstoffdioxid ist meist zu hoch – Nachrüstung von Diesel-Autos ist machbar

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Bern

Der Stadtluft-Anzeiger an der Heiliggeistkirche beim Bahnhof in Bern ist abmontiert. Die Daten von Bern und vier Messstationen in Zürich, Basel, Lausanne und Lugano haben belegt: Die Luftbelastung durch Stickoxide ist stets zu hoch. Sie stammt grösstenteils von Abgas-manipulierten Dieselautos, deren Nachrüstung durchaus möglich ist. Der VCS will endlich Taten sehen.

Mit einer Lichtinstallation an der Heiliggeistkirche in Bern hat der VCS die lokale Luftbelastung durch Stickstoffdioxid (NO2) vor Augen geführt. Sie leuchtete vom 10. Januar bis 28. Februar meist rot, die NO2-Konzentration lag also regelmässig über dem Grenzwert für das Jahresmittel von 30 µg/m3. Parallel wurde auch in Zürich, Basel, Lausanne und Lugano die NO2-Konzentration gemessen – sie lag ebenfalls regelmässig über dem Grenzwert für das Jahresmittel, was die Website www.stadtluft-anzeiger.ch visualisierte. Tendenziell sanken die Stickoxid-Werte nur an Wochenenden oder nachts gegen drei Uhr unter den Immissionsgrenzwert.

An vielen stark verkehrsbelasteten Standorten liegt die Luftbelastung durch Stickoxide regelmässig über dem Grenzwert, was gravierende Folgen für Gesundheit und Umwelt hat. Die zu hohen NO2-Werte publiziert auch das Bundesamt für Umwelt (BAFU). Das Stickoxid stammt grösstenteils von Abgas-manipulierten Dieselautos.

Infolge Manipulationen 50 Prozent mehr Stickoxide

«Ohne Manipulationen und legale Tricks bei der Abgasreinigung würden rund 50 Prozent weniger Stickoxide ausgestossen. Die Schadstoffbelastung an verkehrsnahen Standorten würde massgeblich reduziert», hält das Amt für Abfall, Wasser, Energie und Luft (AWEL) des Kantons Zürich in einem Informationsbulletin fest (ZUP Nr. 89). Eine Reduktion des NO2-Ausstosses ist durchaus machbar. Eine neue Studie des Deutschen Automobil-Clubs ADAC zeigte im Februar, dass sich mit einer Umrüstung die Schadstoffe alter Diesel-Autos senken lassen. Die Automobilindustrie bleibt untätig.

Autohersteller wie Volkswagen versuchten stattdessen mit skurrilen Methoden nachzuweisen, dass Dieselabgase keinen Krebs erregen. Dafür wurden Affen und selbst Menschen kurzzeitig Abgasen ausgesetzt. Kurzzeit-Expositionen sind nicht aussagekräftig, die Dauer-Belastung schon. Der wahre Feldversuch mit giftigen Stickoxiden findet täglich statt: Wir alle sind die Versuchskaninchen.

Um die Stickoxid-Belastung endlich in den Griff zu bekommen, fordert der VCS einen sofortigen Verkaufsstopp neuer Dieselautos, die deutlich mehr Stickoxide ausstossen als es der Grenzwert erlaubt. Eine entsprechende Motion von VCS-Präsidentin und Nationalrätin Evi Allemann ist heute Donnerstag im Nationalrat unverständlicherweise abgelehnt worden.

Anstelle der jüngeren Abgasnorm Euro 6d TEMP erfüllen die meisten erhältlichen Automodelle erst die Abgasnorm Euro 6b – ihr Stickoxid-Ausstoss ist im Durchschnitt fünfmal höher als der geltende Emissionsgrenzwert. Diese Modelle müssten nachgerüstet werden, bezahlt von der Autoindustrie.

Martin Winder, Kampagnenverantwortlicher Diesel, Tel. 031 328 58 63

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