Anreise
Nordpolen ist mit der Bahn ab der Schweiz in rund 20 Stunden Fahrzeit erreichbar (mit Nachtzug bis Berlin und 2 bis 3-maligem Umsteigen). Geeignete Ausgangspunkte sind neben Slawno auch Kolobrzet (Kolberg), Koszalin (Küstrin) oder Slupsk (Stolp).
Nach den baltischen Staaten und zurück benützen Radler die Fähren. Favoriten sind die Verbindungen Kiel–Klaipeda in Litauen (täglich) und Travemünde–Liepaja in Lettland (nicht ganz täglich. Fahrzeit ca. 20 Stunden. Zu den deutschen Fährhäfen am besten mit dem Nachtzug Schweiz–Hamburg.
Nach Finnland und Estland mit der Finnlines-Fähre Travemünde–Helsinki (täglich, 22 Stunden). Fähr-Anschlussverbindung Helsinki–Tallinn (viele Fahrten täglich, 2 Stunden).
Mit der Bahn sind die baltischen Länder nicht vernünftig erreichbar. Die Fährüberfahrt wirkt in jedem Fall entspannend und ist ein guter Reiseauftakt und -abschluss.
Länder
Polen, Kaliningrad (russische Enklave), Litauen, Lettland, Estland, Russland, Finnland. Die drei baltischen Staaten sind alle leicht grösser als die Schweiz und haben zusammen 6,2 Millionen Einwohner – also weniger als die Schweiz.
Tourdetails
Unsere Gesamtstrecke betrug 2500 Fahrkilometer mit dem Velo. Für einige Abschnitte in Polen, Lettland, Estland und Russland (total etwa 500 km) sind wir mit den Velos auf die Bahn umgestiegen. Die Gesamtdistanz betrug also rund 3000 km.
Velomitnahme im Zug ist in allen Ländern problemlos. In Estland fahren ausschliesslich moderne Niederflurzüge. In Lettland und Russland rollen betagte, laute Züge aus Sowjetzeiten mit hohen Einstiegen. Einladen erfordert Körperkraft, oft wird auch Hilfe angeboten. In Litauen kommen keine Bahnlinien infrage.
Route
Mehr oder weniger folgt unsere Route dem Europaradweg R1 gefolgt, der von London bis Helsinki führt. Gefahren sind wir sie in drei einzelnen Teilen von jeweils drei Wochen, immer inklusive Anreise mit Bahn und Fähre:
1) Slawno–Klaipeda,
2) Klaipeda–Tallinn,
3) Tallinn–Helsinki.
Dabei haben wir mehrtägige Städteaufenthalte eingelegt in Kaliningrad, Palanga, Riga, Tartu (Dorpat), Tallinn, St. Petersburg und Helsinki.
Markiert ist die R1 nur teilweise, am besten in Polen und Estland, gar nicht in Russland. Mehrheitlich führt sie über Nebenstrassen, teilweise über Radwege. Von Tallinn zur russischen Grenze und vor allem in Russland auch Abschnitte auf Hauptstrassen. Das Gelände ist flach bis leicht hüglig. GPS ist nicht zwingend nötig, aber von Vorteil.
Tourenplanung
Sehr gut gemacht und fast unverzichtbar sind die R1-Radreiseführer von Detlef Kaden, Berlin–Sankt Petersburg–Helsinki mit Karten und GPS-Tracks in drei einzelnen Bänden (www.r1-radweginfo.de).
Formelles
Für Russland (inkl. Kaliningrad) ist ein Visum nötig. Die Einreise in die Enklave Kaliningrad ist neuerdings einfacher möglich mit einem E-Visum; eine «Einladung» ist nicht mehr nötig.
Verständigung
Mit Englisch kommt man zunehmend in allen bereisten Ländern durch. Vor allem jüngere Leute besitzen mindestens Grundkenntnisse. Einige Redewendungen in der Landessprache sind von Vorteil. In Russland viele Wegweiser und Anschriften nur in kyrillischer Schrift.
Übernachten und essen
Taugliche Übernachtungsorte gibt es fast überall, gut und genug zu essen gibt es in allen Ländern. Zu «Durststrecken» können höchstens besonders dünn besiedelte Gegenden werden, so im estnischen Inland oder in Karelien von St. Petersburg zur russischen Grenze. Dort ist gute Tourenplanung ratsam. Übernachten und Essen sind für unsere Verhältnisse preiswert. Einzig Finnland hat in etwa Schweizer Preisniveau.
Übernachtungstipps
Hier hat es uns am besten gefallen oder fanden wir es besonders interessant:
Krokowa (PL), Zamek Krokowa. Schlosshotel mit edlen, aber noch zahlbaren Zimmern im Schloss selbst und günstigeren im modernen Vorwerk. (zamekkrokowa.pl/de/hotel/)
Kaliningrad (RU), Villa Severin, hervorragend geführtes Guesthouse in ehemaligem deutschem Wohnquartier in der Nähe des Oberteichs, auf Bestellung auch Nachtessen möglich (villa-severin.ru)
Palanga (LT), Hotel Kerpe. Gastfreundlich, gepflegt, mit kleinem Spa. (kerpehotel.lt/en/)
Kuldiga (LV), Virkas Muiza. Altes Herrenhaus aus Holz neben Sowjet-Wohnblöcken am Rand des Städtchens, mit Hostel- und Designzimmern, freundlich und günstig (virkas-muiza.latviahotel.net/en/)
Ungurmuiza (LV), Gut Orellen, Ein Traum von einem Schlossgut im Gauja-Nationalpark. Schlichte Zimmer und hervorragende regionale Küche (ungurmuiza.lv/deutsch/)
Tallinn (EST), Economy Hotel. Der Name sagt’s: einfach, günstig recht kleine Zimmer in älterem Haus, toller Service, in Bahnhofnähe zwischenr Altstadt und Szeneviertel Kalamaja. (economyhotel.ee)
Maardu (EST), Pensionaat Gabriel. Eine Nacht im Sowjet-Wohnblock unter russischen Langzeitgästen, sehr günstig und ganz ok. (gabriel-guest-house-maardu.nochi.com)
Palmse (EST), Manor Guesthouse. Residieren in einem der schönsten Gutshöfe Estlands. Das schlichte, Guesthouse im ehemaligen Veralterhaus ist dem Park Hotel auch in der Schlossanlage vorzuziehen. (palmse.ee/en/housing/guesthouse)
Gurlevo (RU), Motel Oasis. Gute Etappenstation mit Tankstelle und Café vor St. Petersburg. Günstige gepflegte Zimmer vin Anbau von der Strasse weg, freundliche Besitzer. Buchen über booking.com
St. Petersburg (RU), Hotel Vera. Wohnliches Hotel mit prima Personal und Restaurant, ideal für ein leichtes Abendessen. Zwischen Newski-Prospekt und Smolnyi-Kloster, mit guter öV-Anbindung. (hotelvera.ru)
Vyborg (RU), Hotel Atlantik. Perfekt und ruhig gelegen ims heruntergekommenen alten Stadtkern. Reichhaltiges Morgenessen im Café ennet des Innenhofs. (hotelatlantik.ru/en.html)
Kotka (FIN),Kuin Kotkonan. Günstiges Hostel in Barackenbau ruhig am Stadtrand, engagiert geführt von einem äusserst zuvorkommenden Russen. (kotka-hostel.com)
Helsinki (FIN), Rastila Camping. Städtischer Campingplatz zwischen Stadtzentrum und Finnlines-Fährhafen. Mit Campinghütten, Blockhäusern, Strand und Saunen. Mit der U-Bahn nebenan im Nu im Zentrum. (hel.fi/rastilade)
Weitere Infos beim Autor: eichenbergernoSpam@besonet.noSpamch