Was war er einst gross und weit, der Kanton Bern, sinnieren wir – frei von Nostalgie – auf der fast dreiviertelstündigen Postautofahrt von Porrentruy nach Damvant, dem westlichsten Dorf im ehemaligen «Pruntruter Zipfel». Was heute die Ajoie ist, deren Bewohner Ajoulots heissen, wurde früher auch Elsgau genannt. Grenzregionen haben oft auch ihre sprachlichen Reize.
Damvant ist am ehesten bekannt für seine Narzissenfelder und die Kirchenfenster des Pruntruter Künstlers Angi. Dem Restaurant de la Poste – Spezialität: frittierter Karpfen – ist ein kleiner Laden angegliedert, ideal, um allfällige Proviantlücken zu stopfen. Als wir aufbrechen, will ein alter Mann am Nebentisch wissen, wo wir hinwollen. «Ah, c’est un joli coin ça», meint er und wünscht freundeidgenössisch eine gute Tour. Weil wir auf der Suche nach einer möglichst kurzen Wegvariante sind, halten wir direkt auf die Grenze zu, einen Kilometer der Hauptstrasse entlang.
Ein paar Kilometer Richtung Nizza
Das Schweizer Zollgebäude steht zum Verkauf, von Uniformierten ist weit und breit nichts zu sehen. Schengen eben. Keine Spur leider auch vom Wanderweg, den die Schweizer Landeskarte (Clos du Doubs, 1:50 000) verspricht. Statt dem Grenzverlauf südwärts folgen wir notgedrungen der Strasse bis ins nahe gelegene Villars-lès-Blamont. Strommasten prägen das Strassenbild. So ähnlich die Dörfer dies- und jenseits der Grenze sind, so unverkennbar sind die feinen Unterschiede. Bloss bei den Einfamilienhaus-Neubauten ist die architektonische Einfallslosigkeit genau dieselbe.
Am Dorfplatz, wo eben eine Kinderschar den Schulbus stürmt, entdecken wir das erste weiss-rote Zeichen, eins von Abertausenden, die sich zwischen der Nordsee und Nizza reihen: Wir biegen hier auf die über 2000 km lange Fernwanderroute des GR 5 ein. Er führt uns durch den Bois Courbot in Richtung Fort Lomont. Das satte Frühlingsgrün der Buchen kontrastiert mit dem Tannengrün, dem hellen Kalk des Tafeljuras, den Farbtupfern der Frühlingsblumen.
Hie und da kreuzen wir regionale Wanderrouten. Alles ist perfekt markiert, gelb-rot, gelb-blau oder mit dem «Transdoubs»-Signet, inklusive Sonderservice à la française: Sind die beiden Farbbalken überkreuzt, heisst’s rechtsumkehrt, weil Abzweigung verpasst.