«High Five», Moschusbock und steile Hügel

"Egge u Chräche": Die ausgedehnten Hügelzüge mit ihren steilen und sanften Abhängen sind ideales E-Bike-Terrain.

Wie fühlt es sich an, mit elektrischem Rückenwind durch die Hügel im Luzerner Hinterland zu fahren? Wir wollten es wissen und wagten uns auf eine lange E-Bike-Rundtour: Zu bestaunen gaben nicht nur landschaftliche Schönheiten, sondern auch ein architektonisches Meisterwerk und eine tierische Überraschung.

Velotouren mit über 100 Kilometern Länge waren für uns nichts Ungewohntes. Gestrampelt wurde aus eigener Kraft. Es fühlte sich gut an, wir steckten die körperlichen Anstrengungen relativ locker weg und gingen ein paar Tage später mit vollem Elan neue Abenteuer an. Die Zeiten sind vorbei. Leider oder – vielleicht sogar eher – zum Glück? Die Hitzewelle im Juli dieses Jahres bewegte uns dazu, etwas Neues auszuprobieren. Und siehe da, wir waren ob der vielen positiven Erfahrungen begeistert. Aber alles schön der Reihe nach.

Montagmorgen, Rent-a-Bike-Station Burgdorf (BE): Der sympathische Leiter der Velostation erklärt uns geduldig die beiden Miet-E-Bikes. Nun heisst es erst einmal, das unbekannte Gefährt etwas besser kennenzulernen. Auf dem Vorplatz des Bahnhofs üben wir die wichtigsten Manöver und merken schnell, dass sich die E-Bikes anders fahren als unsere Tourenvelos. Darum gilt: konzentriert und vorausschauend fahren und an Sicherheit gewinnen.

Die flache Strecke von Burgdorf nach Langenthal ist für erste Fahrversuche sehr gut geeignet. Schade nur, haben wir unsere Badesachen nicht eingepackt: Der lauschige Burgäschisee kurz vor Herzogenbuchsee lädt ein, sich zu erfrischen. Etwas wehmütig verlassen wir das naturnahe Ufer und pedalieren beschwingt weiter. Der Belag wechselt kurz darauf von Asphalt auf Naturstrasse. Zugegeben, es ist etwas gewöhnungsbedürftig und ruppig, auf losem Untergrund zu fahren. Dafür geniessen wir den schön angelegten Weg entlang dem Bach Langete. Nach rund zwei Stunden Fahrzeit erblicken wir schon von weitem eine imposante Kirche mit zwei Türmen.

Intermezzo im Kloster

Das Kloster St. Urban ist ein architektonisches Meisterwerk und gehört zu den herausragenden Zeugnissen der zisterziensischen Baukunst. Wir entschliessen uns für einen kurzen Rundgang durch dieses wichtige Kulturdenkmal der Schweiz. Besonders beeindruckt uns die riesige Orgel. Sie wurde von 1716 bis 1721 vom Orgelbauer Joseph Bossard erbaut und gehört mit den über 2500 Pfeifen zu den grössten noch weitgehend erhaltenen Barockorgeln Europas.

Nach der Besichtigung ist eine Stärkung im dazugehörigen Klostergasthaus Löwen fällig, denn nun sind die flachen Passagen passé … Der erste steile Aufstieg wartet kurz nach Roggliswil. Wird uns das Motörchen tatsächlich ohne zu mucksen dort hinauf befördern?

Gang runter, Schub rauf: Auf dem Bordcomputer stehen nun die Zahl 5 und das Wörtchen «high». Wir nennen den Modus fortan scherzhalber «High Five». Locker sitzen wir im Sattel, zügig sind die 270 Höhenmeter bewältigt. Wie fliegen – nur viel schöner. Im darauffolgenden Rauf und Runter prüfen wir die ausgefeilte Technik des Antriebs auf Herz und Nieren. Alles funktioniert bestens, wir können «Flyer» ein Kränzchen winden.

Stärkung für Mensch und Motor

Das charmante Städtchen Willisau ist nach rund 68 Kilometern Fahrt prädestiniert für eine längere Verschnaufpause. Wer mit Rent-a-Bike-Velos unterwegs ist, kann in dessen Hauptsitz unkompliziert den Akku tauschen und ist für die folgenden Höhendifferenzen bestens gewappnet. Jetzt geht’s nämlich zünftig steil zur Sache.

Kurz vor Oberwald, dem höchsten Punkt der heutigen Tour, verbleiben 38 Prozent Akkuladung. Das sollte eigentlich reichen, um den letzten Anstieg zu meistern. Zumal es oben ein Restaurant an herrlicher Lage gibt, in dem wir unsere Akkus mit neuem Strom versorgen können. Welche Enttäuschung: Die Wirtschaft Hirschen hat Ruhetag.

Also geniessen wir die wunderbare Aussicht über das hügelige Emmental ohne kühles Getränk und hoffen, dass der verbleibende Strom bis nach Burgdorf zurück reicht. Glücklicherweise geht es über die Schonegg bis Lützelflüh fast ausschliesslich runter.

«Eine optimierte Routenplanung»

Hochgefühl kommt ob des flotten Tempos auf. Es beflügelt sogar ein wenig, sich in die grosszügigen Kurven zu legen … doch in letzter Sekunde erblicke ich einen Käfer, der keck mitten auf der Strasse ruht. Eine Vollbremsung wäre hier keine gute Idee, also ausweichen, sanft abbremsen und den gestrandeten Kerl in den nächsten Busch befördern.

Die letzte Etappe führt flach entlang der Emme von Lützelflüh zurück nach Burgdorf. Inzwischen sind wir zünftig müde – vor allem der Hitze wegen. Füsse rein in den Fluss! Ein paar Minuten abkühlen erfrischt und macht wieder fit. So beklemmt es uns nicht allzu stark, dass die Anzeige des Akku-Ladestandes auf unter zehn Prozent fällt – mit gerade einmal drei Prozent rollen wir zur Velostation zurück. «Das nennt man optimierte Routenplanung», sagt der Mitarbeiter, der die E-Bikes in Empfang nimmt und lacht. «High Five» lässt grüssen, denken wir.

Informationen

Route: 122 km, 1950 Höhenmeter – die Tour kann auch in zwei Etappen mit Übernachtung gefahren werden

Link zur Tour:

bit.ly/EBikeMitVCS

 

E-Bike-Verleih: Rent-a-Bike-Stationen in Burgdorf oder Willisau (www.rentabike.ch)

Einkehrmöglichkeiten:

Klostergasthaus Löwen, St. Urban (www.st-urban.ch)

Landgasthof Ochsen, Roggliswil (www.ochsen-roggliswil.ch)

Wirtschaft Oberwald, Dürrenroth (www.hirschen-oberwald.ch)

Wissenswertes und Tipps zu E-Bike-Fahrsicherheit: www.verkehrsclub.ch/e-bike

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