Ganz zuoberst im Mittelland

Vollends erhaben sind die Gefühle auf dem höchsten autofreien Punkt des Mittellands.

Demnächst startet der Schneetourenbus in seine zweite Saison. In acht Bergregionen bringt er Schneesportfans über die letzte ÖV-Meile zu beliebten Ausgangspunkten – im Napfgebiet neu von Norden her.

Glasklar ist die Luft an diesem Sonntagmorgen im Februar. Die Sonne wird sie bald erwärmen, und überhaupt läuft es nach Wunsch. Als der Linienbus, den wir in Langnau bestiegen haben, in Trub Fankhaus einfährt, steht der reservierte Kleinbus schon bereit, um uns auf die Mettlenalp zu bringen, an den Fuss des Napf. Bloss: Wir sind nur zwei Fahrgäste – zwei der total vier, die den Truber Schneetourenbus während des Wochenend-Pilotbetriebs von Mitte Dezember 2018 bis Anfang März nutzten. So wird das nichts, denken wir – und der Chauffeur spricht᾿s genau so aus.

Wie wir kurz nach dem Kaffeehalt im Restaurant Mettlenalp sehen, hätte es an möglicher Kundschaft nicht gefehlt. Wir biegen in den Schlegelgraben ein und nehmen die «Direttissima» in Angriff, den Wanderweg, der im Zickzack durch Tannenwald gipfelwärts führt. Die Spur ist so gut ausgetreten, dass unsere Schneeschuhe eigentlich entbehrlich wären!

Wir rasten auf einer Bank, deren Sitzfläche auf dem Schnee sitzt, die Beine notgedrungen hochgelagert. Längst haben wir uns unserer Jacken entledigt, als kurz vor dem Ziel der Wald erste Ausblicke aufs Emmental, auf Berner und Freiburger Alpenketten gewährt. Vollends erhaben sind die Gefühle dann auf dem höchsten autofreien Punkt des Mittellandes (1406 m über Meer). Wir blicken vom Säntis bis zu den Les Diablerets und weiter zu Elsässer und Schwarzwälder Gipfeln.

Luzernisch-bernische Kooperation

Im Trub will man wegen des gescheiterten Versuchs nicht Trübsal blasen, sondern auf die Wintersaison 2020/2021 hin eine der möglichen Ursachen beheben: den Mangel an Tourenempfehlungen. Gut so, denn der Napf ist für einigermassen Sportliche ja auch von Fankhaus aus unschwer erreichbar – abgesehen davon, dass man im Berghotel auch im Winter nächtigen kann (allerdings nur Do/Fr/Sa).

Die Akteure beidseits des Napf seien in intensivem Dialog, berichtet der Co-Projektleiter Schneetourenbus Samuel Bernhard: «Ziel ist eine Ausschilderung von Schneeschuh-Trails auch auf der Truber Seite. Zudem will man die Angebote rund um den Napf miteinander verknüpfen – über die Kantonsgrenze hinweg.» Tatsächlich warten im Luzerner Wallfahrtsort Luthern Bad ab sofort drei unterschiedlich anspruchsvolle markierte Trails (siehe SchweizMobil bzw. www.globaltrail.ch) auf den ersten grossen Schnee. Vor allem aber springen die Luthertaler in die Lücke, die der Truber Pilotbus hinterlässt.

Samstags und sonntags werden diesen Winter vier Verbindungen ab Huttwil Bahnhof an-geboten. Wer von Luzern/Willisau her kommt, hat in Hüswil Anschluss. Der neue Schneetourenbus ergänze das bestehende knappe ÖV-Angebot in optimaler Weise, sagt Bernhard. Die direkte Route von Luthern Bad auf den Napf kennen wir vom Wandern her: Wir hätten lieber ein paar Kehren mehr und ein paar «Rampen» weniger gehabt. Was soll’s – im Schnee kann man ja oft eine eigene Spur legen. Das Gelände ist offener als beim Aufstieg ab Mettlenalp, die Nagelfluhgebilde, auf denen der Napf und seine Nachbarn ruhen, zeigen sich von ihrer schönsten Seite. Tiefe Gräben, «Chrächen», ziehen vom Hauptkamm weg, es ist eine Landschaft mit lieblichen und rauen Seiten, in der Sagen und urtümliches Handwerk wie die Holzköhlerei zu Hause sind. Kommt man oben an, raubt einem die plötzliche Weitsicht gegen Westen den Atem.

Kilometerweit keine Stolpergefahr

Letzten Februar wählten wir für den Abstieg die wohl sanfteste Variante, jene nach Romoos (LU), und fanden einen unter unzähligen Schuhsohlen entstandenen Winterwanderweg vor. Die im Sommer lästigen Asphalt-Teilstücke: im Winterkleid halb so schlimm. Über Hügelrücken wandert man auf Pilatus und Rigi zu. Kilometerweit keinerlei Stolpergefahr, die breiten «Eggen» lassen viel Zeit, um das Ambiente des Biosphärenreservats Entlebuch in sich aufzusaugen.

Zwischendurch geht’s durch Wald einen Hang hinunter. Zwei Nagelfluhbrocken, die der Erosion getrotzt haben, bieten geologischen Anschauungsunterricht. Beim Weiler Holzwegen glänzt eine Kapelle in der Sonne, während ein Bauernbetrieb auf Täfelchen an Holzpfählen unaufdringlich artgerechte Nutztierhaltung propagiert und, menschenfreundlich, zur Rast ins Holzwäge-Beizli einlädt. Man sei heute leider nicht da, aber «bitte bedient euch und legt das Geld dafür in die Kasse», steht auf einem Zettel. Wo der steile und je nach Schneeauflage glitschige Wanderweg dann die Mountainbike-Route «Kleiner Susten-Tour» verlässt, wird man je nachdem oben bleiben und auf dem Strässchen in den Graben Richtung Romoos hinunterbummeln.

Am Dorfeingang weckt eine Tafel unsere Aufmerksamkeit. «Was für Eindrücke nimmst du mit», aus der Natur mit ihrem «rauen Relief», dem «Leben von uns Romoosern »? Falls es uns gefallen habe, sollen wir’s doch bitte weitererzählen. «Oder ist deine Welt so verschieden von unserer Welt, dass du kaum Zugang findest zu ihr?» Verblüfft schauen wir uns an und folgen dem Rat, uns vor der Heimkehr im Gasthaus, dem Hotel Kreuz, zu stärken. Die Kellnerin schwärmt uns vor vom Sonnenaufgang auf dem Napf – nach frühmorgendlichem Aufstieg!

Es hat uns gefallen, liebe Romooserinnen und Romooser, und so viel Originalität in der Ansprache der Gäste will belohnt sein.

Weitere Informationen: www.natuerlich-luthertal.ch, www.trub.ch/tourismus, www.hotelnapf.ch

Achtung Wildschutzzonen: www.respektiere-deine-grenzen.ch

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