Dieser Bus fährt von selbst

Edmea Steiger

Seit April fährt ein automatisierter Bus durch die Stadt Schaffhausen. Warum trotzdem ein Sicherheitsfahrer mitfährt und welche Rolle das Fensterputzen dabei spielt, hat VCS-Praktikantin Edmea Stegmaier beim Selbstversuch erfahren.

In Schaffhausen fährt seit einigen Monaten ein weitgehend autonomer Bus – Anlass für einen Selbstversuch. Ich bin ein paar Minuten vor der geplanten Abfahrtszeit an der Bushaltestelle und der Sicherheitsfahrer – mehr zu Thema «weitgehende» Autonomie später – lässt mich bereits einsteigen. Er weist mich freundlich darauf hin, dass Anschnallen Pflicht sei.

Trotz Schildern an jeder Haltestelle, auf denen «jetzt gratis mitfahren» zu lesen ist, bleibe ich während der ganzen Fahrt die einzige Passagierin. Als ich den Sicherheitsfahrer darauf anspreche, meint er, dass meist nicht viele Menschen mitfahren würden.

Und warum ein Chauffeur?

Weil es rechtlich und technisch noch nicht möglich ist, dass ein Fahrzeug vollständig autonom fährt, sitzt derzeit noch ein Sicherheitsfahrer im Bus. Er startet die Fahrt, nachdem er sichergestellt hat, dass keine Autos oder Velos zum Überholen ansetzen. Danach übernehmen die technischen Systeme und die Begleitperson greift nur in unerwarteten Situationen ein. Tauchen Hindernisse auf der programmierten Strecke auf, erkennt der Bus diese und stoppt selbständig. Weil der Bus aber nur die vorgegebene Route fahren kann, muss die Begleitperson Hindernissen manuell ausweichen.

An diesem Tag finden bei einem Gebäude auf der Strecke Fensterputzarbeiten statt. Ein Schild am Strassenrand macht darauf aufmerksam und wird vom Bus als Hindernis erkannt. Damit die Fahrt weitergehen kann, steigt der Sicherheitsfahrer aus und stellt es zur Seite. Sträucher, die auf die Strasse reichen, erkennt der Bus hingegen als solche und fährt ohne menschliches Zutun langsam daran vorbei. Zurzeit fährt der Bus auf dem Velostreifen. Überholt ein Velo von links und fährt danach nahe vor dem Bus wieder auf den Velostreifen, gibt es eine «Emergency»-Warnung und der Bus bremst sofort ab. Die Begleitperson muss die Warnung manuell deaktivieren, damit der Bus weiterfahren kann.

Der Sicherheitsfahrer erzählt mir, dass die Akzeptanz für den Bus in Schaffhausen vorhanden sei und die meisten Verkehrsteilnehmenden Rücksicht nehmen würden. Für mich als Mitfahrerin ist die Fahrt äusserst interessant, auch wenn ich mich an das ruckartige Bremsen bei unerwarteten Situationen gewöhnen muss. Von der zurückhaltenden Nutzung profitiere ich als einzige Passagierin, der Sicherheitsfahrer macht mit seinen Erzählungen die Fahrt zu einem wahrlichen Erlebnis. Ich würde auch im Alltag sofort wieder mit dem automatisierten Bus fahren.

    

Die «STL Linie 13»

Die «STL Linie 13» in Schaffhausen ist eine Pilotlinie der Swiss Transit Labs, mit dem Ziel, die Entwicklung der automatisierten Mobilität im ÖV voranzutreiben. Der serienmässig hergestellte Toyota-Bus wurde mit zusätzlichen Sensoren ausgestattet, um automatisiert fahren zu können. Er verkehrt zwischen dem Bahnhof Nord und dem Stadtteil Stahlgiesserei jeweils Montag bis  Samstag von 10 bis 14 Uhr (nicht im SBBFahrplan eingebunden).
Infos unter Swiss Transit Lab

    

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