#Firmenmobilität

Nelly Jaggi – VCS-Magazin 2/2023

Die Mobilitätsplattform Urban Connect unterstützt Unternehmen darin, bei der Mobilität ihrer Mitarbeitenden Netto-Null-Ziele zu erreichen. Ein Gespräch mit Mitgründerin Judith Häberli über die richtigen Anreize, die Rolle des ÖV und die Wichtigkeit der Effizienz.

Judith Häberli, Urban Connect unterstützt Firmen darin, die Pendelwege ihrer Mitarbeitenden umweltfreundlicher zu gestalten. Wächst das Interesse der Unternehmen an diesem Thema?

Eindeutig, gerade grosse, börsennotierte Unternehmen müssen nach den neuen EU-Richtlinien ihre Nachhaltigkeitsziele offenlegen und Wege aufzeigen, wie sie diese Ziele erreichen werden. Mobilität ist ein wesentlicher Bestandteil dieser Berichtspflicht und für viele Firmen eine tiefhängende Frucht, da es verhältnismässig einfach ist, die mobilitätsbezogenen Emissionen zu messen und zu reduzieren.

Und wie steht es um die Bereitschaft, auch effektiv zu handeln?

Die Bereitschaft ist definitiv da, nur manchmal fehlt es an Wissen und Erfahrung in der Umsetzung. Da setzen wir an: Wir zeigen den Firmen auf, woher die Emissionen kommen und wie man sie reduzieren kann. Wir führen die Unternehmen durch den Prozess. Viele grosse Firmen wie die Roche, Google, IKEA oder Lonza haben sich bereits für Urban Connect entschieden. Gleichzeitig freuen wir uns über etwas kleinere Kunden wie Lindt & Sprüngli oder auch Spitäler und Universitäten, die mit uns unterwegs sind.

Wie funktioniert Urban Connect?

Zuerst wollen wir verstehen, wo bei einer Firma Verbesserungspotenzial besteht. Wir analysieren die bestehende Flotte, indem wir beispielsweise die Fahrzeuge tracken und basierend auf diesen Daten Empfehlungen abgeben. Hat eine Firma noch keine Flotte, machen wir Umfragen, nutzen bestehende Mobilitätsanalysen oder machen einen Piloten. Anschliessend optimieren wir die Mobilität der Mitarbeitenden mit einem multimodalen und elektrischen Sharingangebot, oftmals ergänzt mit einem Mobilitätsbudget. So konnten wir zum Beispiel bei einem Kunden die Firmenflotte um 30 Prozent reduzieren, indem sie durch unser Angebot geteilt und mit Mikromobilität ergänzt genutzt wird.

Wir kümmern uns auch um alles Operative: Wir finanzieren die Flotte vor, branden sie, versichern sie, liefern sie an den Standort, kümmern uns um die Ladeinfrastruktur, übernehmen das Onboarding der Mitarbeitenden und bieten einen Kundensupport an.

Wie funktioniert Urban Connect für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der beteiligten Firmen?

Sie loggen sich in die Urban-Connect-App ein und erhalten je nach Firma unterschiedlich stark subventionierten Zugang zu den geteilten Firmenfahrzeugen (E-Bikes, EAutos, E-Scooters) und dem ÖV. Am Schluss wird angegeben, ob es eine private oder geschäftliche Fahrt war und sie wird entsprechend verrechnet. Bei immer mehr Firmen gibt es für die Mitarbeitenden zudem ein Mobilitätsbudget – einen fixen Betrag pro Monat, welcher per App oder Karte bei verschiedenen Mobilitätsanbietern eingelöst werden kann.

Welche Wirkung lässt sich effektiv nachweisen?

Bei unserem Kunden Lonza beispielsweise sagen 70 Prozent der Nutzer und Nutzerinnen, dass Urban Connect einen positiven Einfluss auf ihr Mobilitätsverhalten hat. So ist z. B. die Nutzung privater Autos für den Arbeitsweg von 28 auf 20 Prozent gesunken.

Ein zentrales Anliegen von Urban Connect ist die Auslastung der Fahrzeuge.

Die Ineffizienzen, welche zu Stau führen, und die Erderwärmung sind aus unserer Sicht die grossen Herausforderungen an die Mobilität. Das Effizienzproblem lösen wir durch Sharing. Bei Roche sehen wir so: Ein Urban-Connect-Auto befindet sich im Durchschnitt 60 Prozent der Zeit nicht am Firmenstandort. Dieser Wert hat uns selbst überrascht.

Weitere Infos unter www.urban-connect.ch