#AutobahnBauwahn

Kampfansage dem Autobahn-Bauwahn

Ruedi Blumer – 2. Mai 2024

In der Schweiz gibt es bald 5 Millionen Autos. Eine Zunahme von 10 Prozent innert einer Dekade. In diesen Autos pendeln Menschen zur Arbeit – fast immer alleine – fahren zum Einkaufen und sie nutzen es, um in die Berge oder an den See zu fahren. Dabei stehen sie oft im Stau – der am häufigsten genannte Grund für den geplanten Autobahn-Ausbau. 

    

Um die im Auto täglich verbrachten Stauminuten zu verringern, ist ein Ausbau der Autobahnen auf den ersten Blick eine logische Schlussfolgerung. Doch dass dies nur kurzfristig wirkt und somit keine Lösung ist, wird vom Uvek geflissentlich verschwiegen.

  • Erstens generieren die zusätzlich geschaffenen Kapazitäten sofort neue Anreize für eine häufigere Nutzung, was uns schnell wieder an den Ausgangspunkt bringt: in den Stau.
  • Zweitens tragen die für den masslosen Autobahn-Ausbau budgetierten 5,3 Milliarden Franken aktiv zur Verschärfung verschiedenster Probleme bei. Mehr Verkehr und in der Folge: mehr Lärm, mehr CO2, mehr Abgase, mehr Pneuabrieb, mehr Unfälle, mehr Zersiedelung, mehr Bodenversiegelung etc.
  • Drittens ist der weitere Ausbau der Autobahnen eine Förderung des motorisierten Individualverkehrs.
  • Viertens torpediert das Astra die selber in Aussicht gestellte deutliche Veränderung des Modalsplits zugunsten von Fuss-, Velo- und öffentlichem Verkehr einerseits – zulasten des MIV andererseits.

Der VCS Verkehrs-Club der Schweiz hat darum das Referendum gegen die Autobahn-Ausbauvorhaben ergriffen und zusammen mit einer breiten Allianz über 100 000 Unterschriften gesammelt – mehr als doppelt so viele wie nötig. Genug ist genug! Die Abstimmung über den Autobahn-Bauwahn des Parlaments und des Uvek findet vermutlich im November statt und hat für den VCS höchste Priorität. Die überrissenen Pläne sind in keiner Weise mit den umweltpolitischen und raumplanerischen Herausforderungen unserer Zeit zu vereinbaren.
 

    

«Es ist höchste Zeit, sich für eine flächeneffizientere und umweltbewusstere Mobilität einzusetzen.»

    

Ausserdem sind die Enthüllungen der letzten Wochen über den für den Autobahn-Ausbau notwendigen Abriss zweier relativ neuer Olma-Messehallen oder das Zurückhalten von Projektplänen für den Ausbau zwischen Schönbühl und Kirchberg mehr als bedenklich. Das Bundesamt ist offensichtlich im Kampagnenmodus und macht die Vorlage zur Blackbox. Wo bleibt da die Transparenz, welche zu Recht erwartet werden darf? Und vor allem: Was kommt anderswo noch ans Tageslicht, was bislang verheimlicht wurde? 

Letztlich münden noch mehr Strassen in ein ernsthaftes Gesundheitsrisiko: Bereits heute sind mehr als eine Million Menschen in der Schweiz von einer zu hohen Lärmbelastung betroffen, welche krank macht. Der Autobahn-Ausbau – und namentlich die Tunnelprojekte – würde jahrelang viel Baulärm generieren und auch nach Fertigstellung – des Mehrverkehrs wegen – die Zahl der Lärmgeplagten noch weiter steigen lassen.

Der vom Parlament geplante Ausbauschritt ist nicht nur zu kurzfristig gedacht, sondern ignoriert auch die langfristigen Auswirkungen für unsere Umwelt und unser Klima. Während andere Länder einen Effort zeigen, um die Pariser Klimaziele zu erreichen, bewegt sich das Astra in die gegenteilige Richtung. 

Das Referendum des VCS gegen den Autobahn-Ausbau ist eine Gelegenheit, um ein wegweisendes Zeichen gegen den bisherigen Irrweg aus Beton und für eine nachhaltigere, verantwortungsvollere Verkehrspolitik zu setzen. Eine Verkehrspolitik, welche die Herausforderungen unserer Zeit ernst nimmt und ihnen gerecht wird. Eine Verkehrspolitik, welche die Verkehrswende vorantreibt: Kein weiterer Ausbau der Autobahnen, eine bessere und sicherere Fuss- und Veloinfrastruktur, die Optimierung des ÖV-Angebots. 

Zentral für das Erreichen dieser Verhaltensänderung ist das Mitwirken von Wirtschaft und Verwaltung: Den Mitarbeitenden sollen – statt Autoparkplätzen – Velos, E-Bikes oder ÖV-Gutscheine zur Verfügung gestellt werden. Homeoffice, flexible Arbeitszeiten, Carpooling oder Firmenbusse müssen wo möglich gefördert werden, um die Rushhours auf den Strassen zu vermeiden. 

Es ist höchste Zeit, sich für eine Verhaltensänderung bei der Mobilität und damit für eine flächeneffizienteren und umweltbewussteren Verkehr einzusetzen. Nur so gelingt die Erreichung der Ziele des Pariser Klimavertrages auch bei der Mobilität.
 

 

    

2. Mai 2024


Referat von Ruedi Blumer, VCS-Präsident

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