Es geht auch anders!
«Colorado ist kein Einzelfall. Auch andere USBundesstaaten wie Minnesota, Maryland und New York folgen diesem Beispiel. Diese Politik zeigt, dass der Ausbau von Strassen nicht die Antwort auf die Probleme unserer Zeit ist.»
In der aktuellen Debatte um den Ausbau der Strasseninfrastruktur dominieren starke wirtschaftliche Interessen. Die Autobahnlobby fordert und das zuständige Bundesamt ist willens, zu liefern. Für die Autohändlerinnen und Autohändler, für Bauunternehmen und für die Tankstellenbetreibenden ist der Autobahn-Ausbau ein lukratives Geschäft. Mit Bundesrat Albert Rösti, dem ehemaligen Präsidenten von Auto Schweiz, haben die Befürworterinnen und Befürworter des Ausbaus einen einflussreichen Fürsprecher im Rücken.
Doch der Autobahn-Ausbau kostet nicht nur Milliarden und damit sehr viel Geld, er verschärft auch die Klima- und Umweltkrise erheblich. Und ausgerechnet jetzt will der Bundesrat auch noch ein Sparpaket durchdrücken, das den Klimaschutz und den öffe tlichen Verkehr hart trifft.
Ein Blick ins Autoland USA, genauer nach Colorado, zeigt, dass es auch anders geht. 2019 verabschiedete der Bundesstaat ein Gesetz, das eine Reduktion der Treibhausgas-Emissionen um 90 Prozent innerhalb von 30 Jahren fordert. Im Fokus steht der Verkehr – auch in den USA ist er der grösste Verursacher von CO2-Emissionen. Rund 30 Prozent der gesamten Emissionen stammen aus dem Transportsektor, 60 Prozent davon von Autos und Lastwagen. Um das ambitionierte Ziel zu erreichen, muss weniger gefahren werden – und das beginnt bei der Planung von Strassen.
In Colorado gilt: Jedes Infrastrukturprojekt muss einen Beitrag zur Emissionsreduktion leisten, sonst wird es nicht finanziert. Dieser Ansatz führte 2022 dazu, dass in Denver 900 Millionen Dollar, die ursprünglich für den Strassenausbau vorgesehen waren, stattdessen für multimodale Projekte ausgeben wurden. Statt neue Strassen zu bauen, setzt die Stadt nun auf bessere Busverbindungen und den Ausbau von Velowegen. Es geht also nicht nur darum, weniger Autos auf die Strassen zu bringen, sondern auch um die Förderung umweltfreundlicher Verkehrsformen.
Colorado ist kein Einzelfall. Auch andere US-Bundesstaaten wie Minnesota, Maryland und New York folgen diesem Beispiel. Diese Politik zeigt, dass der Ausbau von Strassen nicht die Antwort auf die Probleme unserer Zeit ist. Mehr Strassen bedeuten mehr Verkehr, mehr Unfälle und letztlich mehr Emissionen. Wenn wir ernsthaft die CO2-Emissionen senken wollen, müssen wir unsere Verkehrsinfrastruktur neu denken – und Colorado zeigt, dass es geht.
Der Ausbau des öffentlichen Verkehrs und die Förderung von Velo- und Fusswegen ist nicht nur klimafreundlicher, sondern viel günstiger. Dann bleibt auch mehr Geld für anderes. Der Strassenausbau ist eine Sackgasse. Es geht auch anders!