
Die Tankstelle lebt!
Tankstellen könnten auf dem Land in die Lücke springen und als Nahversorger gebündelte Dienstleistungen des täglichen Bedarfs anbieten: eine Post- oder Paketstation, Lebensmittel oder ein Café als sozialen Treffpunkt.
Von Stéphanie Penher
In der Winterpause habe ich gelesen: Vor der Verkehrswende steht die Raumwende. Der VCS setzt sich für eine Umnutzung des Strassenraums zugunsten der nachhaltigen Mobilität ein. Zum Strassenraum (oder heute eben oft noch «Autoraum») gehören auch andere Flächen, wie zum Beispiel die Tankstellen. Die Schweiz verfügt über eines der dichtesten Tankstellennetze Europas. Hierzulande gibt es etwa 3380 Tankstellen, Tendenz rückläufig. An diesen Tankstellen werden rund fünf Milliarden Liter Benzin und Diesel pro Jahr getankt.
Das von der EU beschlossene Ende des Verkaufs neuer Verbrennerautos
ab 2035 hat den französischen Energiekonzern «TotalEnergies» dazu veranlasst, seine Tankstellen-Netze in Deutschland und den Niederlanden zu verkaufen. Der Konzern sah auch keine Zukunft im Aufbau eines E-Ladestationen-Netzes, da Elektroautos eher zu Hause oder am Arbeitsplatz aufgeladen werden und nicht an den öffentlichen Ladestationen.
Als alternative Serviceleistung bieten Tankstellen immer öfter ein umfangreiches Warensortiment in ihren Shops an. Die Anzahl der Standorte mit einer Ladenfläche von über 50 Quadratmetern stieg in der Schweiz seit 2010 an und macht heute ein Drittel der Tankstellen aus. Diese sind aber für fast drei Viertel des Absatzes verantwortlich.
Mahnmal einer fossilen Vergangenheit
Aus Sicht von «Avenergy Suisse», dem Verband der Importeure
flüssiger Brenn- und Treibstoffe, ist die Tankstelle der «Hotspot der Mobilität in der Schweiz» und «ohne Tankstellennetz kann
unsere individuelle Mobilität nicht mit der nötigen Energie versorgt werden». Der Transformationsbedarf ist auch «Avenergy Suisse» bewusst, aber es liegt logischerweise nicht in ihrem Interesse, die Tankstelle grundlegend umzufunktionieren.
Dabei ist die Tankstelle ein beispielhaftes Transformationsobjekt unserer Zeit! Der Übergang der Tankstellen in die Zukunft gelingt aber nicht nur durch die Einstellung auf einen veränderten Mobilitätsmarkt, sondern auch durch die Anpassung an die Bedürfnisse der Menschen vor Ort. So werden Autobahn-Tankstellen mit Schnellladesäulen ausgestattet und bieten gleichzeitig eine Möglichkeit, während der Ladedauer zu verweilen. Hingegen könnten Tankstellen auf dem Land in die Lücke springen und als Nahversorger gebündelte Dienstleistungen des täglichen Bedarfs anbieten: eine Post- oder Paketstation, Lebensmittel oder ein Café als sozialen Treffpunkt.
Tankstellen in dicht besiedelten Gebieten würden sich zu Mobilitäts-Hubs entwickeln, an dem verschiedene nachhaltige Verkehrsmittel und damit verbundene Dienstleistungen zur Verfügung stehen. Die Tanke würde damit einen Beitrag zur Verkehrswende leisten!