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5. November 2024
Zug Schweiz öffentlicher Verkehr
Canva

Challenge: Leben ohne Auto

In mehreren Regionen der Schweiz stellen sich Automobilistinnen und Automobilisten der Challenge, für eine gewisse Zeit auf ihr Auto zu verzichten. Beispiele aus Luzern, dem Jura und dem Broyebezirk.

«Dry January», «Veganuary», «Movember» … Über das Jahr können wir zahlreiche Challenges meistern. Eine Gewohnheit für eine Zeit lang aufzugeben oder eine neue anzufangen, trägt zu Verhaltensänderungen bei. Einen Monat ohne Alkohol, Fleisch, Rasur oder – warum nicht – ohne Auto?

Jedes Engagement trägt, wenn auch in bescheidenem Masse, zur Bekämpfung des Klimawandels bei. Manchmal fehlt aber der entscheidende Auslöser, eine fleischärmere Ernährung oder eine nachhaltigere Mobilität auszuprobieren. Die Teilnahme an einer Challenge ist daher eine gute Gelegenheit, denn sie fördert Spass und ein Gemeinschaftsgefühl und führt zu überzeugenden Ergebnissen.

Veränderung begleiten

Im Kanton Luzern wurde im Mai zum zweiten Mal die Luzernmobil-Challenge organisiert. Fünfzig Personen verzichteten in diesem Rahmen auf ihr Privatauto und bestritten ihren Alltag neu per Velo, dem öffentlichen Verkehr (ÖV) und zu Fuss. Für Sarah Troxler, die Projektkoordinatorin, bietet die Challenge eine Möglichkeit, die Menschen zu motivieren, ihre Gewohnheiten unter Begleitung zu verändern. «Sich über die Alternativen zum Auto zu informieren, erfordert grosse Anstrengungen. Mit dem Angebot an Mobilitätspaketen erleichtern wir das Vorhaben.» So konnten die Freiwilligen von einem Halbtax-Abo, einem Elektrovelo oder Cargobike, einem Gutschein für Carsharing oder Coworking Spaces profitieren.

Derartige Challenges müssen nicht auf städtische Gebiete beschränkt sein. Um ein Gebiet zu testen, das weniger gut an den ÖV angebunden und teils weniger velofreundlich ist, wurden im Broyebezirk und im Jura ähnliche Challenges ins Leben gerufen. «Das Ziel unserer Aktion war ebenfalls der direkte Erkenntnisgewinn aus den Erfahrungen der Nutzerinnen und Nutzer, um konkrete Verbesserungen vornehmen und diese priorisieren zu können», erklärt Thibaud Chevalley, Projektverantwortlicher für die Regionale Gemeinschaft der Broye (COREB). Im Juni nahmen etwa vierzig Einwohnerinnen und Einwohner aus dem Broyebezirk an der Aktion teil.

Im Jura startete im Mai die einjährige Challenge «15 Tage ohne Auto». Alle zwei Wochen deponieren neue Teilnehmerinnen und Teilnehmer ihre Autoschlüssel und schwingen sich aufs Velo oder nehmen den Bus. «Die Begeisterung ist sehr ermutigend! Alle verfügbaren Zeiträume sind bis in den Herbst hinein ausgebucht», sagt Christelle Vallat, Geschäftsleiterin der VCS-Sektion Jura, Partnerin der Challenge.

Und dann?

Die Teilnehmenden der drei Regionen betonen, wie sehr sie die Challenge beim Reflektieren ihrer Mobilitätsgewohnheiten unterstützt hat. Die Verantwortlichen der Luzerner Challenge haben ihr Ziel durch das Aufzeigen möglicher Alternativen erreicht. Im Jura und im Broyebezirk trugen die Partnerschaften mit ÖV-Unternehmen und Velogeschäften zur Sichtbarkeit bei.

Längere Fahrzeiten, tristes Wetter, schlechte ÖV-Verbindungen – der Alltag der Freiwilligen wurde gelegentlich erschwert. Das Schwierigste war oft, die Freizeitaktivitäten wie gewohnt beizubehalten und die verschiedenen Fahrstrecken der Kinder sicherzustellen. Für eine wirkliche Veränderung erwarten die Teilnehmenden mehr Unterstützung von der Politik. «Der Staat tut nicht genug, nicht einmal in Form von Steuern. Es ist viel vorteilhafter, mit dem Auto statt mit dem ÖV zur Arbeit zu fahren», bemängelt eine Teilnehmerin der Challenge im Broyebezirk.

Aber die positiven Aspekte haben die Bilanz ausgeglichen und zu nachhaltigen Entscheidungen geführt. Ein Teilnehmer in Luzern gab sein Nummernschild bereits in der Hälfte der Challenge ab. Zwei Personen verkauften ihr Auto und vier verlängerten die Challenge auf unbestimmte Zeit. Im Broyebezirk ist die Bilanz grösstenteils positiv und drei Personen möchten sich von ihrem Zweitauto trennen.

Neben den Vorteilen für die Umwelt stösst eine derartige Challenge auf ein schönes Medienecho, was wiederum die nachhaltige Mobilität ins Zentrum der Debatte rückt. Im Jura ist die Zeitung «Le Quotidien Jurassien » Partner der Aktion und schenkt den Teilnehmenden ein digitales Abonnement – ideal für ÖV-Fahrten. Die Thematik hat eine internationale Reichweite und sogar die spanische Zeitung «El País» berichtete über die Challenge im Broyebezirk!