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12. August 2024
Bäume Strasse
VCS

Bäume! Bäume?

Im städtischen Raum wird es im Sommer jedes Jahr heisser. Warum das so ist, was dagegen hilft und welche Rolle die Politik spielt – kurz- und langfristig.

 

Kinder legen sich im Freibad nach dem Baden gerne am Beckenrand auf den aufgeheizten Boden. Was bei blauen Lippen und klappernden Zähnen angenehm ist, führt im urbanen Raum zu Problemen. Häufigere und stärkere Hitzewellen sorgen dafür, dass es in den Städten immer heisser wird. Der versiegelte Boden nimmt die Hitze auf und speichert sie. Im Vergleich zum ländlichen Raum gibt es weniger Schatten und die Luft wird weniger gut ausgetauscht. Ein prominentes Beispiel für eine städtische Hitzeinsel ist die Europaallee in Zürich mit ihren dunklen Böden und den vielen Glasfassaden: Misst die Lufttemperatur 26 Grad, wird der Boden dort 42 Grad heiss.

Auch nachts kühlen Städte weniger ab. Gemäss MeteoSchweiz sorgt die verzögerte Abstrahlung dafür, dass die Temperatur in Städten nachts um fünf bis sieben Grad höher ist als im ländlichen Umland. Tropennächte, in denen die Temperatur nicht unter 20 Grad fällt, stellen für die Menschen ein Risiko für die Gesundheit dar, da die Erholung leidet.

Ein politisches Instrument gegen das Hitzeproblem sind die Stadtklima-Initiativen, die in zahlreichen Schweizer Städten fordern, dass Strassenraum zu Grünraum wird.

Initiativen gegen die Hitze

Oft ist die Gestaltung des öffentlichen Raumes eine politische Frage und es werden verschiedene Interessen gegeneinander abgewogen. Ein politisches Instrument gegen das Hitzeproblem sind die Stadtklima-Initiativen, die in zahlreichen Schweizer Städten fordern, dass Strassenraum zu Grünraum wird. In Bern beispielsweise soll bis 2032 pro Jahr ein Prozent der Strassenfläche in neue, klimagerechte Begegnungsorte und Zonen mit hoher Aufenthaltsqualität umgewandelt werden.

Und 0,5 Prozent des öffentlichen Strassenraums gegenüber dem Stand von 2022 entsiegelt und begrünt werden. Also: Bäume pflanzen als Lösung gegen die Hitzeproblematik? Schliesslich wirft ein Baum Schatten und er verdunstet Wasser und kühlt damit die Umgebung ab. Gerade in Städten ist es aber nicht immer einfach, Bäume zu pflanzen. So müssen Plätze zum Beispiel unterschiedliche Zwecke erfüllen und nicht selten befinden sich unter ihnen Tiefgaragen. Diese wiederum halten – und damit zurück zum Abwägen von Interessen – immerhin einen Teil des Blechs von den Strassenrändern fern.

Kurz- und langfristige Massnahmen

Neubauten und Um- oder Neugestaltungen bieten die Chance, proaktiv zu handeln. Die Stadt Zürich hat dafür mögliche Massnahmen an den Gebäuden und im Aussenraum publiziert. So werden mit der richtigen Anordnung von Bauten bestehende Kaltluftströme nicht gebrochen. Indem begehbare und befahrbare Flächen nicht versiegelt werden, heizt sich der Boden weniger stark auf. Gegen Hitze helfen auch begrünte Dächer und Fassaden – nebenbei mit einem positiven Effekt auf die Artenvielfalt und die Biodiversität.

Dass auch beim Baumbestand Anpassungen möglich sind, zeigte jüngst die Stadt Genf: Dort wurde beschlossen, dass der Baumschnitt drastisch reduziert werden soll. Dadurch vergrössert sich die Schattenfläche in den nächsten Jahren um 250 Prozent. Das kommt auch im Freibad gelegen: Klappern die Zähne nicht mehr, legt sich das Kind früher oder später gerne auch unter den Baum.

Flâneur d’Or 2023

Der Flâneur d’Or zeichnet hervorragende Projekte für den Fussverkehr aus. Für die Ausgabe 2023 wurden rund 60 vielfältige und gut dokumentierte Projekte aus der ganzen Schweiz eingereicht. Konzepte, Platzneugestaltungen oder Neuorganisationen zeigen, wie aus Betonwüsten Räume entstehen, die zum Aufenthalt im öffentlichen Raum einladen. Die Preisverleihung findet am 6. Oktober statt.

Weitere Infos unter www.flaneurdor.ch