Vor rund vier Jahren ist der Kanton Zürich mit dem Plan, ein massives Strassenausbauprojekt samt Rosengartentunnel mit einem Tram-Ausbau zu kaschieren, hochkant gescheitert. Lektion gelernt? Offenbar nicht wirklich. Die Botschaft des Souveräns war klar: Tramausbauten in Zürich wird es nur noch geben, wenn es sich dabei um gut in die Siedlungsstruktur eingebettete Projekte handelt, die wirklich den Umstieg vom Auto auf den ÖV befördern. Ein wichtiges Kriterium ist auch eine gut gestalteter Strassenraum mit viel Grün. Genau das fehlt an der Wehntalerstasse. Ein massives Strassenausbauprojekt mit maximaler Leistungsfähigkeit es Autoverkehrs soll ohne Rücksicht auf ein gewachsenes Stadtquartier durchgeboxt werden. Als erstes werden dafür 682 Bäume gefällt. Das darf nicht sein.
Mehr Kapazität für den Autoverkehr - zulasten der Quartierbevölkerung
Die Unterlagen deuten darauf hin, dass nach dem Bau der Tramlinie die wichtigen Kreuzungen fit gemacht werden, um noch mehr Autoverkehr bewältigen zu können als heute ohne Tram. Das heisst: statt weniger Autoverkehr dank Umsteigen aufs Tram noch mehr Autoverkehr. Am Zehntenhausplatz wird der Autoverkehr sogar durch ein Quartierzentrum gelenkt, damit alle drei (!) Fahrspuren für den motorisierten Individualverkehr (mIV) leistungssteigernd weiter- betrieben werden können.
Vorgärten und Vorplätze werden rücksichtslos zerstört - der zwingende vorgeschriebene Lärmschutz für tausende von Menschen wird ignoriert
Die Verbreiterung des Strassenraums tangiert aber auch privates Grundeigentum, vielfach von Genossenschaften. Rücksichtslos will man Vorplätze, Vorgärten, Parkplätze, Raum fürs Gewerbe oder Cafés zubetonieren. Von den Trottoirs aus kann man in Zukunft direkt in die Parterrewohnungen hineinschauen, weil die Strasse direkt an die Häuser heranrückt.
Wie sagte doch der Zürcher Stadtrat letzthin: «Die Bevölkerung vor übermässigem Lärm zu schützen, ist nicht bloss ein gesetzlicher Auftrag. Das Thema ist dem Stadtrat auch ein wichtiges Anliegen, das er mit hoher Priorität vorantreibt.» Das gilt dann aber an der Wehntalerstrasse nicht mehr. Trotz einer seit 1985 bestehenden Verpflichtung, die Bevölkerung vor übermässigem Lärm zu schützen, sollen an der Wehntalerstrasse tausende von Menschen für die nächsten Jahrzehnte mit zu viele Lärm leben müssen.
Wichtige Veloroute - ungenügend
Wenn aber die Strasse derart verbreitet wird, wird wenigstens die geplante Veloroute gut? Auch hier Fehlanzeige. Entlagn der Wehntalerstrasse ist durchgehen eine regionale Veloroute vorgesehen. Statt der nötigen Mindestbreite von 2.20 m an einer solchen Strasse mit bis zu 20'000 Autos sind über weite Strecken lediglich Velostreifen mit einer Breite von 1.50 m geplant.
Ist dieser massive städtebauliche Eingriff alternativlos?
Das geplante Projekt fordert einen hohen Preis - finanziell, städtebaulich, mit dem Fällen von Fällen von Bäumen, mit Verzicht auf Lärmschutz? Ist das Tram alternativlos? Zahlen zeigen, dass die bestehende Buslinie 32, die durch das Tram ersetzt werden soll, lediglich in den wenigen Spitzenkursen ausgelastet ist. Das trifft aber auch auf andere Strecken auf dem VBZ-Netz zu, ohne dass ein neues Tram gebaut wird.
Die Zahlen zeigen aber auch, dass mehr Personen nach Oerlikon wollen, statt an den Bucheggplatz.
Buspassagiere 2024
- Buslinie 32 zum Bucheggplatz: 11,2 Millionen
- Bsuline 80 über die Binzmühlestrasse: 9.9 Millionen
- Buslinien 61/62 über die Regensbergstrasse: 7.2 Millionen
Mit den teilweise separaten Busspuren an der Wehntalerstrasse konnten 2020 spektakuläre Fahrzeitverbesserungen erzielt werden, eine weitere Taktverdichtung ist von der Politik schon eingefordert worden. Die Buslinie 80 wird Ende 2026 auf Trolleybus umgestellt, was weitere Kapazitäten bieten.
Hinzu kommen alle Personen, die mit der S-Bahn von Affoltern nach Oerlikon und dann weiter fahren.
Die S-Bahn schliesslich wird auf den Fahrplanwechsel 2027 ihr Angebot um 200% erhöhen. Diese Verbesserungen werden auch ohne Bau einer neuen Tramlinie realisiert.