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3. Oktober 2024
Wehntaler Baeume rot zwieseitig
VCS Zürich Markus Knauss

2020 wollte der Kanton Zürich ein massives Strassenausbauprojekt hinter einem Tramausbau verstecken. Das Projekt Rosengartentunnel ist aber hochkant gescheitert. Den Rosengarten-Unsinn hat die kantonale Stimmbevölkerung wuchtig abgelehnt. 

Heute versuchen es Stadt und Kanton Zürich an der Wehntalerstrasse erneut. Ein massives Strassenausbauprojekt mit maximaler Leistungsfähigkeit des Autoverkehrs soll ohne Rücksicht auf ein gewachsenes Stadtquartier durchgeboxt werden. Als erstes werden dafür 682 Bäume gefällt. Das darf nicht sein.

Jonas Furrer
VCS Zürich Markus Knauss

Mehr Kapazität für den Autoverkehr - zulasten der Quartierbevölkerung

Mit dem Bau der Tramlinie sollen die wichtigen Kreuzungen noch ausgebaut werden. Statt weniger Autoverkehr dank Umsteigen aufs Tram noch mehr Autoverkehr also. Am Zehntenhausplatz wird der Autoverkehr sogar durch ein Quartierzentrum gelenkt, damit alle drei (!) Fahrspuren stadtauswärts für den motorisierten Individualverkehr (mIV) ungehindert und leistungssteigernd weiterbetrieben werden können. Das Quartierzentrum an der Jonas-Furrer-Strasse soll gemäss Projekt neu für den Durchgangsverkehr genutzt werden.

Wehntaler 426
VCS Zürich Markus Knauss
Vorgarten Laerm Wehntaler 420 2
VCS Zürich Markus Knauss
Wehntaler 154 Markus Knauss
VCS Zürich Markus Knauss

Vorgärten und Vorplätze werden rücksichtslos zerstört - der zwingend vorgeschriebene Lärmschutz für tausende von Menschen wird ignoriert

Die Verbreiterung des Strassenraums tangiert aber auch privates Grundeigentum, vielfach von Genossenschaften. Rücksichtslos will man Vorplätze, Vorgärten, Parkplätze, Raum fürs Gewerbe oder Cafés zubetonieren. Von den Trottoirs aus kann man in Zukunft direkt in die Parterrewohnungen hineinschauen, weil die Strasse direkt an die Häuser heranrückt. Die rot-gelben Markierungen in den obigen Fotos zeigen, bis wohn der Srassenraum ausgeweitet wird.

Wie sagte doch der Zürcher Stadtrat letzthin: «Die Bevölkerung vor übermässigem Lärm zu schützen, ist nicht bloss ein gesetzlicher Auftrag. Das Thema ist dem Stadtrat auch ein wichtiges Anliegen, das er mit hoher Priorität vorantreibt.» Das gilt dann aber an der Wehntalerstrasse nicht mehr. Trotz einer seit 1985 bestehenden Verpflichtung, die Bevölkerung vor übermässigem Lärm zu schützen, sollen an der Wehntalerstrasse tausende von Menschen für die nächsten Jahrzehnte mit zu viel Lärm leben müssen.

Wichtige Veloroute - ungenügend

Wenn aber die Strasse derart verbreitet wird, wird wenigstens die geplante Veloroute gut? Auch hier Fehlanzeige. Entlang der Wehntalerstrasse ist durchgehend  eine regionale Veloroute vorgesehen. Statt der nötigen Mindestbreite von 2.20 m an einer solchen Strasse mit bis zu 20'000 Autos sind über weite Strecken lediglich Velostreifen mit einer Breite von 1.50 m geplant.

Ist dieser massive städtebauliche Eingriff alternativlos?

Das geplante Projekt fordert einen hohen Preis - finanziell, städtebaulich, mit dem Fällen von Fällen von Bäumen, mit Verzicht auf Lärmschutz. Ist das Tram alternativlos? Zahlen zeigen, dass die bestehende Buslinie 32, die durch das Tram ersetzt werden soll, lediglich in wenigen Spitzenkursen ausgelastet ist. Das trifft aber auch auf andere Strecken auf dem VBZ-Netz zu, ohne dass ein neues Tram gebaut wird. 

Die Zahlen zeigen aber auch, dass mehr Personen nach Oerlikon wollen, statt an den Bucheggplatz.

Buspassagiere 2024

  • Buslinie 32 zum Bucheggplatz: 11,2 Millionen
  • Busline 80 über die Binzmühlestrasse: 9.9 Millionen
  • Buslinien 61/62 über die Regensbergstrasse: 7.2 Millionen

Mit den teilweise separaten Busspuren an der Wehntalerstrasse konnten 2020 spektakuläre Fahrzeitverbesserungen erzielt werden, eine weitere Taktverdichtung ist von der Politik schon eingefordert worden. Die Buslinie 80 wird Ende 2026 auf Trolleybus umgestellt, was die Transportkapazität noch einmal deutlich erhöht. 

Hinzu kommen alle Personen, die mit der S-Bahn von Affoltern nach Oerlikon und dann weiter fahren.

Die S-Bahn schliesslich wird auf den Fahrplanwechsel  2027 ihr Angebot um 200% erhöhen. Diese Verbesserungen werden auch ohne Bau einer neuen Tramlinie realisiert.