
Monsterstau im Prättigau
Die Alpen sind einzigartig und ökologisch wertvoll. Der wachsende Verkehr setzt unseren Lebensraum zunehmend unter Druck. Wir fordern deshalb eine nachhaltige Verkehrspolitik, damit das Alpengebiet geschützt wird und als Lebensraum erhalten und attraktiv bleibt.
Ausweichverkehr durch Dörfer und Städte
Neben dem Transitgüterverkehr ist der Alpenraum mit neuen Herausforderungen im Verkehrsbereich konfrontiert: Der motorisierte Freizeit- und Tourismusverkehr nimmt ungehemmt zu – er macht mehr als die Hälfte des gesamten Personenverkehrs in der Schweiz aus. Damit verbunden verschärft sich auch die Problematik des Ausweichverkehrs entlang der Haupttransitachsen. Die Fahrzeuge, die nicht auf den vorgesehenen Routen bleiben belasten die Berggemeinden zunehmend: Lärm und Abgase drücken auf die Gesundheit und Lebensqualität.
Der Alpenschutzartikel gibt dem Bund den klaren Auftrag: Die Belastungen durch den Verkehr in den Alpen müssen auf ein Mass begrenzt werden, das für Menschen, Tiere und Pflanzen sowie ihre Lebensräume erträglich ist. Es müssen deshalb dringend Massnahmen gegen den zunehmenden MIV in den Alpen erarbeitet und umgesetzt werden.
Der Ausweichverkehr durch das Siedlungsgebiet muss möglichst verhindert werden, man soll dem Stau nicht durch Dörfer und Städte ausweichen dürfen.
Massnahmen zur Verkehrsverminderung in den Alpen
Der Freizeit und -Tourismusverkehr muss möglichst auf den Zug verlagert werden. Mit Sparbilletten kann die Zugbelegung wirkungsvoll gelenkt und besser verteilt werden. Dazu braucht es Lösungen mit Komfortsteigerung für das Verstauen von Gepäck. Es muss eine nachhaltige Gebäckaufgabe angeboten werden und zwar auch auf der Schiene.
Zudem sollen Skifahrkarten inkl. Zugfahrt vergünstigt oder die Zugfahrt sogar gratis angeboten werden. In vielen Tourismusgebieten fährt man innerorts bereits kostenlos ÖV. Von diesen Privilegien sollen auch Einheimische profitieren können. Diese Fördermassnahmen gehören jetzt in den Green Deal 2, der in der kommenden Aprilsession im Grossen Rat debattiert wird.
Der Autoverkehr muss gezielt reduziert werden. Das passiert nicht einfach so. Es fehlen die nötigen Massnahmen.
Teurere Parkierung und weniger Parkierungsmöglichkeiten in den Tourismusgebieten sind dabei essentiell. Dafür mehr Bike - und Cargobike Angebote sowie Carsharing und Ruftaxis für die letzte Meile. Tourismusgebiete sind deshalb gefordert diesbezüglich verschiedene Massnahmen zu prüfen und umzusetzen.
Temporeduktionen zu Stosszeiten
Temporäre Temporeduktionen können Stau verhindern und den Verkehr verflüssigen.
Selbstverständlich müssen alle gewillt sein mehr auf ihr Auto zu verzichten, wenn das möglich ist. Gemeinden und Regionen sind gefordert Velostrecken zu etablieren, die sicher sind und schnell zum Ziel führen.
Das ÖV-Angebot wird stetig verbessert und ausgebaut. Allen steht es zu, weitere Verbesserungen einzubringen. Durch gemeinsames Umdenken schaffen wir mehr Lebensqualität für Alle.
Sollten diese Massnahmen nicht greifen und keine Verbesserungen hervorbringen, bleibt uns nur die „Alpenmaut“ zumindest während der Wintersession.
Wir empfehlen für die Erarbeitungen der nötigen Mobilitätsmassnahmen öffentliche Mitwirkungsverfahren. Durch Partizipation steigt der Zuspruch für Veränderungen.
Wir hoffen, dass wir mit diesen Ideen zum öffentlichen Diskurs beitragen, und dass sich die Lebensqualität in den betroffenen Gemeinden sowie für Mensch und Tier in den Alpen schnellstmöglich verbessert. Ohne verkehrsvermindernde Mobilitätsmassnahmen wird das nicht passieren.
Yvonne Michel Conrad
Der VCS Graubünden