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9. April 2024

Neue Enthüllungen zu den Autobahn-Ausbauprojekten in St. Gallen

Von Ruedi Blumer, Präsident VCS Verkehrs-Club der Schweiz

Gestern wurde bekannt, dass eines der beiden Autobahn-Ausbauprojekte, welche das Bundesamt für Strassen Astra in St. Gallen für über 1,2 Milliarden Franken plant, weitaus grössere negative Auswirkungen haben wird, als bisher angenommen.

Zwar wurde schon gemunkelt, aber seit gestern scheint es definitiv zu sein: Die erst 25-jährige Halle 9 auf dem Olma-Messeareal – die jüngste neben der neuen Halle 1 – ist dem Autobahn-Bauwahn im Weg und soll abgerissen werden. Sie soll der dritten Röhre der Stadtautobahn Platz machen.

Pikant dabei: Den Verantwortlichen des Astra war schon seit Jahren klar, dass ihr Projekt viel grössere Auswirkungen auf die Stadt haben wird, als zunächst angenommen. Allerdings hielten sie diese Erkenntnis vor der Bevölkerung geheim, wohl um nicht zusätzlichen Widerstand zu provozieren. Denn während beim Projekt «Anschluss Güterbahnhof» schon länger klar ist, dass dieses der Stadt sowohl während der Bautätigkeit als auch nach der Fertigstellung erhebliche Nachteile bringen würde, schienen die negativen Konsequenzen des Baus der dritten Röhre am Rosenberg bis jetzt vergleichsweise gering zu sein.

Das Astra rühmte sich beispielsweise immer wieder, einen Grossteil des Baustellenverkehrs direkt über die Autobahn abzuwickeln. Wenn nun aber mitten in der Stadt eine fast neuwertige Messehalle abgebrochen und ein Ersatzneubau erstellt werden muss, bedeutet das sowohl für die Messe als insbesondere auch für die angrenzenden Quartiere und Schulen enormer Baustellenverkehr und damit jahrelang Lärm- und Dreckemissionen, Erschütterungen und Unfallgefahr durch den Schwerverkehr. Ein Ersatzbau und der Totalabbruch dieser erst 25-jährigen Halle würde enorme Mengen von CO₂-Emissionen für Beton und Transport verursachen.

Astra im Kampagnenmodus

Die Vertuschungsversuche des Astra sind leider keineswegs neu. Auch in der Botschaft des Bundesrats war noch nichts von diesem gewaltigen Eingriff in die St. Galler Bausubstanz zu lesen. So wurden sowohl die Parlamentarierinnen und Parlamentarier in Bern als auch im St. Galler Kantonsrat hinters Licht geführt. Diese Intransparenz des Astra zerstört Vertrauen und zeugt von selbstherrlichem Verhalten.

Besonders brisant ist, dass die Planung für die dritte Röhre am Rosenberg im Vergleich zu den anderen Ausbauprojekten, über die wir voraussichtlich am 24. November abstimmen werden, weit fortgeschritten ist. Wie ist es da zu erklären, dass derart gewichtige Informationen erst nach den Abstimmungen in den Parlamenten ans Licht kommen? Warum hat Astra-Direktor Röthlisberger an der stark besuchten Informationsveranstaltung zum St. Galler Projekt im November vorigen Jahres in der Olmahalle kein Wort davon gesagt? Welche unerfreulichen «Überraschungen» tauchen bei den Projekten in den anderen Regionen noch auf? Dort wurden teilweise noch nicht einmal generelle Projekte verabschiedet.

Ein klares Nein zum Autobahn-Bauwahn am 24. November wird schweizweit Klarheit schaffen! Es ist ein wichtiger Schritt für mehr Klimaschutzmassnahmen, wie es der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte EGMR von der Schweiz einfordert.